BRENNAN / ZEHNDER / SIHLKLOPER
© Photo Nils Fisch
Gemeinsame Wurzeln haben Christian Zehnder, John Wolf Brennan und Arkady Shilkloper zuhauf: imaginäre Volksmusik, ausgeklügelte Jazzharmonien, klassisches Formbewusstsein und blitzschnelle Interaktionen, sorgfältig aus dem Wilden Osten und Westen des Kontinents gesammelt, handverlesen und verarbeitet, nebst einer ausgeprägten Passion für melomanische Bögen, vertrackte Rhythmen und doppelbödige Grooves. Nun sind die drei europäischen Musiker der Extraklasse zum ersten Mal im Trio vereint.
Mitwirkende
John Wolf Brennan Piano
Arkady Shilkloper Horn, Flügelhorn, Alphorn
Christian Zehnder Stimme, Obertongesang
brennan.ch
Arkady Shilkloper auf Youtube
Presse
Südkurier
Jazz-Konzert: Zwischen Schweizer Alpen und mongolischer Steppe. Archaisch, virtuos, unglaublich: Zehnder, Brennan und Shilkloper beim Jazz in Allensbach.
Ein Schweizer, der sich den wilden Mongolen anschließt und stimmlich alle Grenzen sprengt. Ein Ire, der Schweizer Witze erzählt. Und ein Russe, der Alphorn bläst. Sie ist schon kurios, diese Mischung. Christian Zehnder (Gesang), John Wolf Brennan (Klavier) und Arkady Shilkloper (Horn) waren in der Allensbacher Gnadenkirche zu Gast. Es war das letzte Konzert der diesjährigen Jazz-Reihe. Ausverkauft wie so oft in Allensbach, wo sich ein Stammpublikum trifft. Am Ende hat es sie vor Begeisterung nicht mehr auf den Sitzen gehalten, die Jazzfreunde, angesichts dessen, was ein in dieser Formation wohl einzigartiges Trio zu bieten hatte.
Um eines vorwegzunehmen: Basis allen Tuns dieser außergewöhnlichen Musiker sind Melodien, die die Seele auf die Reise schicken. Ins ferne Asien, hinauf auf den Säntis, hinein ins Reich der Feen – und in archaische Urgründe des eigenen Bewusstseins. Archaisch, anders ist es auch nicht zu nennen, was da zum Teil aus dem Kehlkopf von Zehnder kommt. Der Stimm-Zauberer ist Dreh- und Angelpunkt des Geschehens auf der Bühne. Zehnder scheint seinen Körper als Instrument zu begreifen. Dass noch etwas anderes als Luft und Töne in der schlanken, hoch gewachsenen Gestalt Platz hat, mag man während eines Auftritts kaum glauben.
Er singt keine einzige Textzeile, und schon allein das gibt seinen Improvisationen die Aura des Überzeitlichen. Als seien diese Vokalisen schon immer da gewesen. Und sein Spektrum ist gewaltig: Röhrende Basslaute, luftige Geräuscheffekte, energische Jodler und ein unglaublich platzierter Obertongesang. Ganz nah kommt er den beiden anderen bei seinen Improvisationen. Vieles ist spontanes Zuspiel, das angesichts dessen, dass die Musiker erst seit Kurzem überhaupt zusammenspielen, fast schon gespenstisch gut gelingt.
Die Wellenlänge stimmt in seltener Weise: Auch den anderen beiden ist eine feine Selbstironie bei höchster Virtuosität eigen. Arkady Shilkloper bläst das Horn mit einer Leichtigkeit, die vergessen lässt, dass das Instrument als heikel bekannt ist. Auch das wuchtige Alphorn nimmt der „Migrations-Alphornbläser“ irgendwie nicht so recht ernst, spielt Läufe, spielt nur auf dem Mundstück oder gleich ganz ohne. Bei Bedarf legt er einen Schmelz in die Hornmelodien, der mit dafür sorgt, dass diese wilde Mischung immer auch begeisternde Musik bleibt.
Treibender Geist am Flügel ist John Wolf Brennan. Einen samtenen Teppich kann er bereiten, aus minimalen Figuren ein sattes Accompagnement zaubern. Und wie sehr er das Klavier als perkussives Element begreift, wird nicht erst dann deutlich, als er sich vom Klavierhocker erhebt und sein Instrument als Schlagzeug benutzt. Der allgemeinen Experimentierfreude an diesem Abend schließt er sich an, greift ins Innere des Flügels, spielt dort mit Schlägeln und Schnüren, macht aus dem klassischsten aller Instrumente Zither und Hackbrett und verwandelt es wieder in jenen wuchtigen Klangkörper, der für den Drive im Geschehen sorgt.
Sie spielen Hymnen auf das Schweizer Postauto, auf die russische Steppe, auf irische Feen und auf Schweizer Käse. Sie probieren und loten die Möglichkeiten aus. Und wenn es hart auf hart kommt, klingt hier nichts mehr so, wie es aussieht. Wiederkommen, bitte!
Augsburger-Allgemeine
Furiose Vokalpirouetten und Klangskulpturen: Das Zehnder-Shilkloper-Brennan-Trio sorgt für frenetischen Applaus im Ulmer Stadthaus.
Der Schweizer Vokalvirtuose Christian Zehnder, Hornist Arkady Shilkloper und Pianist John Brennan haben sich zu einem neuen ungewöhnlichen Trio zusammengetan, das zu erleben man getrost als „einmalig“ bezeichnen kann. Ausverkauft war diese besondere Veranstaltungen der ausgezeichneten "Stimmen"-Reihe des Vereins für Neue Musik im Ulmer Stadthaus. Die drei zitieren, komponieren und paraphrasieren sich durch die Musikwelt des ganzen europäischen Kontinents. Gemeinsame Wurzeln sind unschwer herauszuhören:
Wilde Volksmusik, sanfte Klassik, Alpen-Impressionismus und lauschige Musik zu imaginären Filmen. Das große Kopfkino hebt bei diesen Musikern dank perfekten Zusammenspiels und ausgeklügelter Arrangements spielend ab. Die Soundlandschaften, in denen das Publikum glücklich versinkt, konstituieren sich aus vertrackten Rhythmen, verspielten Ostinati, doppelbödigen Grooves und Zehnders irrwitzigen vokalakrobatischen Ausflügen, die den ganz großen Bogen vom einfachen Jodler über die Proto-Sprache hin zur opernhaft-großen Klangskulptur spannen. Der Dadaismus steht ihm lächelnd zur Seite.
Mit dem Moskauer Arkadi Shilkloper begleitet ein Ausnahme-Horn-Virtuose, der auch das Flügelhorn, Corno da Caccia und das Alphorn mit atemberaubender Leichtigkeit einsetzt. Shilkloper macht das Alphorn zum Funk-Instrument, ebenso geschmeidig entlockt er ihm seidenweiche Blues- und Jazzklänge. Grandios ist die Klarheit und Wärme, mit der Shilkloper im Duo mit Pianist Brennan die Stücke einläutet, wie er sich kongenial in Zehnders aberwitzige Vokalpirouetten einklinkt, aber seinen Kollegen ebenso selbstverständlich Raum für Soli und Experimente läßt. Wie Shilkloper folgt auch Brennan stilsicher und mit klassisch-klarem Anschlag melodischen Phantasien. Wenn sich dieses Trio warmgespielt hat, ist nur Fliegen schöner.
Für Virtuosen wie Zehnder, Brennan und Shilkloper gibt es, so hat man nach dem Stadthaus-Konzert leicht den Eindruck, keinerlei Grenzen. Man reibt sich staunend Augen und Ohren, was Zehnder seinen Stimmbändern an Klängen abgewinnt. Er kreiert eine eigenwillige Klangwelt durch den Obertongesang, den er beherrscht wie kaum ein anderer. Er liebt es, Grenzen nicht nur zu touchieren sondern sie abzuwandern – und serviert vom reibeisenartigen Schnarren in Bass(un-)tiefen bis zu höchsten Obertönen virtuose akustische Reisen durch experimentelle Klangwelten. Das alles ist so wohltuend unkonventionell, so voller Spielfreude, so absolut ernsthaft und humorvoll zugleich, daß das Publikum hingerissen applaudiert.
Der Jodler, das macht Zehnder klar, ist ein globales Phänomen. Die Wundertüte internationaler Jodelsprachen wird dank der feinen Klangkultur des Trios zum zweistündigen, nicht enden wollenden Ohrenschmaus. Hinreißend der Quart-Sext-Akkord in 127 Variationen, basierend auf der „Postauto-Fanfare“ in der Schweiz. Das Klavier wird zum Streichinstrument in der Dämmerstimmung eines Albumblatts aus dem höchsten Norden; Zehnders Gesang evoziert feine, scharfgratige Klangfiguren. Aus manchmal blitzschnellen Mutationen des Klangs erwächst ein lange nachhallendes akustisches Landschaftsgemälde. Furioses onomatopoetisches Opernmaterial bietet die „Gruy-AIR“, flinke Ennio Morricone-Zitate und alpiner Scatgesang inklusive. Das Publikum dankte überschwänglich: Mit einem temperierten Dankes-„Jodler“.
BRENNAN / ZEHNDER / SIHLKLOPER
© Photo Nils Fisch
Christian Zehnder, John Wolf Brennan and Arkady Shilkloper share many common roots: Imaginary folk music, intricate jazz harmonies, a classic consciousness of form and lightning-fast interactions, carefully collected from both the Wild East and the Wild West of the continent, hand-sorted and processed, as well as a pronounced passion for melomanic arches, elaborate rhythms and enigmatic grooves. Now, for the very first time, these three extraordinary European musicians are united as a trio.
Participants
John Wolf Brennan Piano
Arkady Shilkloper
Horn, Flugelhorn, Alphorn
Christian Zehnder
Voice Overtone singing
brennan.ch
Arkady Shilkloper on Youtube
Press Quotes
Südkurier
Jazz concert: Between Swiss Alps and Mongolian grassland. Archaic, virtuoso, unbelievable: Zehnder, Brennan and Shilkloper playing Jazz in Allensbach..Jazz concert: Between Swiss Alps and Mongolian grassland. Archaic, virtuoso, unbelievable: Zehnder, Brennan and Shilkloper playing Jazz in Allensbach...
A Swiss man who joins the wild Mongols and completely breaks the mould with his voice. An Irishman who tells Swiss jokes. And a Russian who plays the alphorn. It is indeed a curious mix. Christian Zehnder (vocals), John Wolf Brennan (piano) and Arkady Shilkloper (horn) were guests at the Gnadenkirche in Allensbach. It was the final concert of this year's jazz series. Sold-out, as it frequently is in Allensbach, where a core audience regularly meets. At the end, the audience were too excited to keep to their seats in the face of what this unique trio had to offer.
One thing that needs to be said right away: At the heart of all activity of these extraordinary musicians are melodies that send one's soul on a journey. To far-off Asia, up to the Säntis, into the realm of fairies – and into the archaic depths of one's own consciousness. Archaic is the only way to describe the sounds that emanate from Zehnder's larynx. This vocal wizard is at the very focus of everything that happens on stage. Zehnder seems to think of his body as an instrument. That there is even space for anything other than air and sound in his slender, tall frame becomes hard to believe during the show.
He doesn't sing a single line of lyrics, and that on its own already lends his improvisations a timeless aura. As if these vocalisations had always existed. And his spectrum is incredible: Roaring bass sounds, airy sound effects, energetic yodels and amazingly well-placed overtone vocals. In his improvisations, he comes very close to his fellow musicians. Much of it is spontaneous interaction, which works almost eerily well if you consider that the three of them have not been playing together for very long.
Rarely does the wavelength of different musicians overlap so well: The other two also display a wonderful self-irony along with virtuosity at the highest level. Arkady Shilkloper plays the horn with a light-footedness that makes it easy to forget that the instrument is notoriously difficult. Even the weighty alphorn somehow isn't taken entirely seriously by this “non-native alphornist”. He plays runs, plays only on the mouth piece or dispenses with it entirely. When needed, he adorns his horn melodies with emotion and flourishes, thus ensuring that this wild mix always remains exciting music.
The driving spirit at the grand piano is John Wolf Brennan. In his hands, minimal figures become a tight accompaniment, and he conjures up a velvet-like carpet of sound. And how much he understands the piano as a percussive element becomes clear long before he takes to his feet and starts drumming on his instrument. He joins in with the general delight in experimentation that marks this evening, reaches directly into the grand piano and plays the instrument with drumsticks and strings there, turns the most classical of all instruments into a zither and a Swiss cimbalom, only to then turn it back into that heavy body of sound that takes care of adding drive to the show.
They play hymns to the Swiss post bus, the Russian steppe, Irish fairies and Swiss cheese. They examine and explore the possibilities. And when push comes to shove, nothing here sounds like it looks any more. Please come back soon!
Augsburger-Allgemeine
Furious vocal pirouettes and sound sculptures: The Zehner-Shilkloper-Brennan trio earns frenetic applause at the Ulmer Stadthaus.
Swiss vocal virtuoso Christian Zehnder, horn player Arkady Shilkloper and pianist John Brennan have joined forces in an unusual new trio, the live experience of which can easily be described as “unique”. This special show at the Ulmer Stadthaus, part of the excellent “Stimmen” series of the Society for New Music, was completely sold out. The three musicians quote, compose and paraphrase their way across the musical world of the entire European continent. Common roots are not difficult to detect: Wild folk music, gentle classical sounds, alpine impressionism and cosy music to imaginary films. The perfect interplay of these musicians and the cleverly devised arrangements easily create epic pictures before the mind's eye. The soundscapes into which the audience blissfully sinks consist of complex rhythms, playful ostinati, multi-layered grooves and Zehnder's crazy excursions into vocal acrobatics, which draw an arch from simple yodels through proto-language up to operatic sound sculptures, with dadaism standing smiling by his side.
With Moscow-born Arkadi Shilkloper, he is accompanied by an exceptional horn virtuoso, who also plays the flugelhorn, corno da caccia and the alphorn with breath-taking ease. Shilkloper turns the alphorn into a funk instrument, and in an equally smooth fashion he coaxes silky-soft blues and jazz sounds from it. The clarity and warmth with which Shilkloper and pianist Brennan open the tracks, how Shilkloper congenially links up with Zehnder's near-absurd vocal pirouettes, but also leaves his colleagues enough space for solos and experiments, is simply grandiose. Like Shilkloper, Brennan also pursues melodic fantasies with a sure hand and with a technique full of classic clarity. Once this trio is warmed up, few things could be finer.
For virtuosos like Zehnder, Brennan and Shilkloper, no limits seem to exist – that is the impression once gets after the Stadthaus concert. The astounding range of sounds Zehnder coaxes from his vocal chords is a sight and sound to behold. He creates an idiosyncratic world of sound through overtone singing, a technique he has command over like few others. He loves not only to touch the limits, but to walk their entire length and serves virtuous acoustic journeys through experimental world of sounds, from buzzing drones to the highest overtones. All this is so pleasantly unconventional, so full of musical enthusiasm, so absolutely serious and simultaneously humorous, that a dazzled audience rewarded the musicians with dazzling applause.
Yodelling, as Zehnder makes clear, is a global phenomenon. The grab bag of international yodeling language becomes a sheer unending two-hour feast for the ears thanks to the fine culture of sound exhibited by the trio. A particularly captivating example is found in the 127 variations of the chord played by the horns of Swiss post buses. In the twilight atmosphere of an album sheet from the highest North, the piano becomes a string instrument, while Zehnder's singing evokes fine, sharp-edged figures of sound. Mutations of sound, lightning fast at times, grows into an acoustic landscape painting that echoes on for a long time. Furious onomatopoeic opera material is provided by “Gruy-AIR”, complete with rapid Ennio Morricone quotes and alpine scat singing. The audience's gratitude was expressed exuberantly: With a well-tempered “yodel” of thanks.